Australien 2000 Tagebuch

Australien 2000 Tagebuch

14. Dezember / Zürich – Perth

Nach dem mühsamen Einchecken am Vorabend (Bethli und Fabio sind hinter einer Dominikanerfamilie gestanden, die rund 10 Koffer mit allem drum und dran dabei hatten) ist heute alles wie am Schnürchen gelaufen. Monique hat uns beim Gate schon erwartet. Sie wäre wahrscheinlich am liebsten auch mitgekommen. Der Flug nach Kuala Lumpur dauerte 11 Stunden und nach einem kurzen Aufenthalt ging es schon weiter nach Perth. Dieser Flug, ebenfalls mit der Malaysian Airlines, dauerte 5 Stunden.

Am Flughafen Perth hatte dann Bethli ihren grossen Auftritt. Die scharfe (aber nicht so wie ihr meint) Zollbeamtin fragte sie, ob das ihre Tasche sei und ob sie wisse, was sich darin befinde. Dann wollte sie wissen, ob Bethli den Fragebogen über die Einfuhrbestimmungen selber ausgefüllt und auch verstanden habe. Und dann die Ueberraschung. In der Tasche waren vier Aepfel. Die Einfuhr von Früchten ist verboten. Busse: 110 Dollar!!!!

Dafür haben wir ein tolles Hotel, mitten im Kuchen. Und Perth ist sehr schön. The weather is fine, sommerlich warm. Da war natürlich schon am ersten Abend noch ein wenig Shopping angesagt. Es ist schon kurios, wenn alles in kurzen Hosen und T-Shirts zwischen der Weihnachtsdekoration herumläuft.

16. Dezember / Perth

Nach einem kurzen Morgenjogging dem Swan-River entlang haben wir im Hotel ein teures, aber sensationelles Frühstücksbuffet genossen. Von Lachs bis zu feinsten Früchten oder Lamm war alles zu haben. Auf Empfehlung eines Einheimischen sind wir dann mit der Fähre nach Fremantle gefahren, ein schmuckes Städtchen, das mich von seiner Bauart her stark an New Orleans erinnert hat. Der Fahrtwind hat bei rund 30° im Schatten gut getan. Dem Ufer entlang waren schöne Villen zu bestaunen. Am Abend haben wir ein chinesisches Restaurant aufgesucht und wurden auch hier nicht enttäuscht.

Morgen geht’s nach Albany, wo es rund 10° kälter sein soll als in Perth. Bethli freut sich gar nicht darüber.

17. Dezember / Perth – Albany

Heute morgen haben wir in Perth einen Nissan gefasst. Ein Nissan ist weiter von einem BMW entfernt als die Wegstrecke, die wir heute zurückgelegt haben. Endloses, hügeliges Weidegebiet säumte die 430 Kilometer Richtung Süden. Eintönig, aber trotzdem eindrücklich. Wir haben immer nach Känguruhs Ausschau gehalten. Leider lag nur eines tot auf der Strasse. Einmal schien ich welche entdeckt zu haben, kehrte schnell bei der nächsten Ausweichstelle. Aber was ich für den Schwanz von Känguruhs gehalten habe, waren die Hälse von fressenden Schafen (ich schwöre: 0,0 Promille).

Linksverkehr, alles geht verkehrt rum. Noch gar nicht daran gewöhnt habe ich mich, dass der Blinker rechts vom Steuerrad ist. Jedesmal beim Abbiegen macht vorläufig noch der Scheibenwischer ein paar Zuckungen.

In Albany scheint am Sonntag nicht viel los zu sein. Wir sind noch kurz am Middleton-Strand gewesen; aber unter 28° Wassertemperatur geht bei Bethli sowieso nichts. Das Motel ist sehr schön. Wir werden jetzt noch ein paar Cozze mit Chili verdrücken und dann ab in die Pfanne.

18. Dezember / Albany – Pemberton

Nach einem feinen Zmorge sind wir unter dem Motto “The weather is nice, die Mutti ist heiss” zur heutigen Tagesetappe gestartet. Nach rund 100 Kilometern Weideland war für den Rest des Tages Wald angesagt. Ein kurzer Abstecher nach Peaceful Bay bestätigte, dass dieser kleine Strand seinen Namen nicht zu Unrecht hat. Danach haben wir die Giants-Trees besichtigt. Diese 40-Meter hohen, imposanten Bäume konnte man dank einer Hängepassage auf Wipfelhöhe bestaunen. Es brauchte schon ein wenig Mut, um auf den wackligen Weg zu gehen. Unten angekommen haben wir unsere ersten Känguruhs gesehen. Ein Besucher hatte zwei Junge dabei, deren Mutter von einem Auto überfahren wurde. Dies liess bei Bethli natürlich sofort den Mutterinstinkt aufflackern.

Als nächster Höhepunkt standen die Fernhock-Fälle auf dem Programm. Zuerst 6 Kilometer Offroad, um dann festzustellen, dass wegen der Trockenheit nur ein Rinnsal die Steine herunterkommt. Die Fahrt zum Fernhock-Fall wurde im wahrsten Sinne des Wortes zum Rheinfall.

Auf das Hotel waren wir sehr gespannt. Man stelle sich vor, so alle 50 Kilometer ein Dorf mit vielleicht 100 Einwohnern, in der Karte gross eingetragen, und Pemberton ist auf der Karte nur ein kleines Pünktchen. Umso grösser die Ueberraschung. Wir sind im Karry Vally Resort direkt an einem kleinen See. Golf, Tennis, Fischen, alles wäre möglich. Wir haben uns für einen süffigen Apéro entschlossen und werden anschliessend die Küche testen. Auch der Australische Wein soll nicht zu kurz kommen, ist doch unser Zimmer nur etwa 20 Meter vom Restaurant entfernt.

Uebrigens, ich brauche wahrscheinlich bald einmal immer eine Brille. Beim Duschen hat das Gel nicht wie üblich “geschaumt”, also nochmals nachschütten. Dann habe ich festgestellt, dass das vermeintliche Duschgel eine Bodylotion von Bethli ist!!!

19. Dezember / Pemberton – Margaret River

Surprise, surprise, heute morgen haben wir nicht schlecht gestaunt. Es hat etwa zwei Stunden lang leicht geregnet. So haben wir uns auch heute wieder vor dem Morgenjogging gedrückt. Die Fahrt zum Cape Neeuwin, wo der Indische und der Stille Ozean zusammenkommen, führte grösstenteils durch Wald. Auch entlang der Caves Road hat es lauter bizzare Bäume. An der Caves Road hat es viele Höhlen, vier sind fürs Publikum zugänglich. Wir haben uns für den Lake Cave entschieden, der 72 Meter unter Boden liegt. Während Millionen von Jahren hat hier die Natur eine wunderschöne Kalksteinhöhle geschaffen. Unser Hotel erinnert uns stark an die schönen Landsitze in New Orleans. Margeret River ist bekannt für seine vielen und guten Weine.

Nach dem Bezug des Zimmers haben wir uns auf die Suche nach Känguruhs gemacht, und sind endlich fündig geworden. Dutzende von “wilden” Känguruhs weiden in unmittelbarer Nähe von unserem Hotel. Wild insofern, dass sie nicht an Menschen gewohnt sind und sich auf die Socken machen, sobald man ihnen zu nahe kommt. Gegenüber Autos scheinen sie nicht so grosse Angst zu haben, sodass wir ein paar Fotos von Ihnen schiessen konnten.

Uebrigens an den Rechtslenker habe ich mich inzwischen gewöhnt, nur Bethli will immer noch auf der Fahrerseite einsteigen.

 

20. Dezember / Margaret River – Busselton

Die Geschichte des heutigen Tages ist schnell erzählt. Nach einer für australische Verhältnisse kurzen Fahrt (110 km) teilweise der Küste entlang erreichten wir bereits am frühen Nachmittag Busselton. Nomen est Omen, das Geographe Bayview Resort liegt natürlich direkt am Meer und es wäre unanständig gewesen, wenn wir trotz starkem Wind den Nachmittag auf dem Hotelzimmer und nicht am Strand verbracht hätten.

Uebrigens nachdem wir tagelang nach Känguruhs Ausschau gehalten haben, sind drei gestern abend direkt vor unserem Hotelzimmer vorbeigehüpft.

 

21. Dezember / Busselton – Perth

Gestern abend hat bei unserer Heimkehr noch ein Oppossum auf uns gewartet.

Heute sind wir alles der Küste entlang nach Perth gefahren. Die Gegend erinnert stark an Florida. In Perth haben wir wieder im Hotel Parmelia Hilton Unterkunft gefunden.

Die Leute sind wie bei uns vor Weihnachten im Shopping-Rausch. Aber, wie schon einmal geschrieben, es mutet halt wirklich seltsam an, wenn man in Shorts und T-Shirt in einer Einkaufsstrasse sitzt und daneben spielen 2 Mädchen mit Trompete und Klarinette “Stille Nacht”. Ich habe zwei junge Frauen beobachtet, die im Bikini und mit einer Weihnachtsmann-Mütze sämtliche Parkuhren mit Kleingeld versorgt und den Autofahrern den Werbezettel eines Einkaufszentrums unter den Scheibenwischer gesteckt haben. Hier muss wenigstens niemand an Weihnachten frieren.

 

22. Dezember / Perth – Alice Springs

Wir sind zurzeit etwa 10’000 m.ü.M. Der Flug nach Alice Springs dauert rund drei Stunden. Zeit genug, um ein paar Zeilen zu hacken.

Gestern abend haben wir aufgrund der guten Erfahrung nochmals das Chinarestaurant Canton aufgesucht. Ich habe für mich Beef an einer Satay-Sauce bestellt. Das Fleisch wurde auf einer Platte serviert, auf der auch ein kleines, mit einer brennenden Flüssigkeit gefülltes Gefäss war. Aha, damit kann man das Fleisch flambieren, und Bethli hat sofort Hand angelegt. Nachdem die Bedienung dies gemerkt hat, hat sie uns sofort gefragt, was wir hier machen. Natürlich flambieren, wir machen dies in der Schweiz so. Nein, dies sei bloss Dekoration. Nachher hat alle fünf Minuten eine Bedienung oder ein Koch geschaut, welcher Trottel das schöne Fleisch anzündet und ob er immer noch lebt. Ich vermute, dass es ein Brandy war, und das Essen hat trotzdem gemundet. And, i’m still alive.

Heute morgen sind wir nochmals dem Swan-River entlang gejoggt und haben uns danach daran gemacht, die Zelte im schönen Perth abzubrechen. Nicht nur die Stadt ist schön, auch die Leute sind äusserst gastfreundlich. Portier, Taxifahrer oder das Mädchen hinter der Theke, bei der ich lediglich Kleingeld gewechselt habe, wünschen schöne Weihnachten und ein gutes Neues Jahr.

Das Einchecken ging wie das Bisiwetter. Nach 5 Minuten war alles erledigt. Boarding Time ist 15 Minuten vor Abflug und, was in Kloten nie der Fall ist, wir sind pünktlich gestartet. Die Sitze sind sehr bequem, sogar ich kann meine Scheichen strecken, ohne irgendwo anzustossen. Rund um uns hört man Schweizerdeutsch.

 

23. Dezember / Alice Springs – Kings Canyon

Bereits um 8 Uhr wurden wir von unserem Tourguide beim Hotel abgeholt. Wir sind die einzigen auf dieser Tour und somit ist Franz ganz für uns alleine da. Franz, ein Baselbieter aus Bubendorf, ist vor 35 Jahren nach Australien ausgewandert. Australien und Kanada standen zur Wahl; das australische Visum hat er einen Tag früher bekommen. Er weiss einfach alles über Geschichte, Leute, Fauna und Flora Australiens.

Entlang dem Laripinta Drive sind wir zum Simpsons Gap gefahren, eine imposante Schlucht zwischen zwei Gebirgszügen. Beim Standley Chasm mussten wir wieder umkehren, weil die Strasse bei Hermansburg überschwemmt war. Trotzdem sind wir noch zu einer Offroad-Fahrt von rund 100 km gekommen. Jetzt sind wir in Kings Creek Station, wo wir bald grillieren und anschliessend in unsere Zelte hüpfen werden.

Morgen sei um 04.00 Uhr Tagwache, mein Franz. Das heisst, wir werden heute nicht mehr allzu lange in den Sternenhimmel schauen.

 

24. Dezember / Kings Creek Station – Ayers Rock

Die Nacht im Zelt war sensationell. Millionen von Sternen über unseren Köpfen. Aber nur allzu früh mussten wir wieder aufstehen. Franz hat uns um 04.30 Uhr mit Musik geweckt. Das Morgenessen war bereits angerichtet. Anschliessend fuhren wir zum Kings Canyon und wanderten rund 3 Stunden durch eine traumhafte Gegend, deren Entstehung auf rund 400 Millionen Jahre zurückgeht. Zurück im Camp gabs dann Spiegeleier, Speck und Rösti. Ueber den Lassater Highway sind wir nun zum Ayers Rock Resort gefahren, wo sich Bethli ein wenig am Swimmingpool sonnt.

Den Sonnenuntergang haben wir bei Ayers Rock miterlebt und, dem Feiertag entsprechend, hat Franz noch aus einer Box Champagner und Lachsbrötchen hervorgezaubert. Ja, Zauber ist das richtige Wort.

Morgen gehts wieder früh los. Wir wollen den Sonnenaufgang bei Ayers Rocks mit dem Mt. Olgas im Hintergrund bestaunen. Tagwache um 04.20 Uhr.

 

25. Dezember / Ayer’s Rock – Alice Springs

04.20 Uhr Tagwache. Zähne putzen, Gesicht waschen und ab zum Ayers Rock. Das Morgenessen geniessen wir, während der Tag langsam erwacht und die Sonne den Ayers Rock und im Hintergrund den Mt. Olga langsam beleuchtet. Inzwischen sind weitere Schaulustige eingetroffen und beneiden uns um den optimalen Platz. Anschliessend fahren wir zum Mt. Olga, der wie Ayers Rock heilig ist. Er darf aber nicht bestiegen werden (Am Ayers Rock hingegen findet sofort nach Sonnenaufgang eine wahre Völkerwanderung entlang dem aus Sicherheitsgründen gespannten Drahtseil statt; links hinauf, rechts hinunter. Franz sagt, die Japaner haben Handschuhe an. Die einen grüne, andere weisse oder rote. Damit man weiss, zu welcher Gruppe er gehört, wenn wieder mal einer runter fällt)

Die Rückfahrt vom Ayers Rock Resort bis Alice Springs ist 450 Kilometer lang. Nur zweimal links abbiegen, und schon ist man da. 450 Kilometer sind hier nichts, wenn man bedenkt, dass Franz für den grossen Service am Auto ins 1400 Kilometer entfernte Adeleide fahren muss.

Am Abend, die Australier feiern Weihnachten am 25., sind wir bei unserem Tourguide eingeladen. Es gibt das typische australische Weihnachtsessen: Beinschinken und Hördöpfelsalat. Es ist nicht selbstverständlich, dass man an einem Feiertag zu einer “fremden” Familie eingeladen wird; dies bestätigt aber, dass wir tolle 3 Tage hatten, und wir hoffen, dass uns Franz auch besucht, wenn er mal in der Schweiz ist.

Zum Abschluss des Tages habe ich im Spielcasino wenigstens 10 der am ersten Abend verlorenen 50 Dollars beim BlackJack wieder zurückgeholt.

 

26. Dezember / Alice Springs – Cairns

Heute haben wir von Rosmarie auf einer Stadtrundfahrt noch viel Interessantes über Alice Springs gehört. Die meisten Australier sprechen von The Alice mit fast zärtlicher Zuneigung. Für sie ist die Stadt Symbol für das Outback sowie für dessen Ueberwindung und Beherrschung. Mit dem Namen Alice Springs ist auch der Mythos von frühen Entdeckern verbunden, die das Land erforscht und erschlossen haben, wie etwa John McDouall Stuart. Stuarts Spuren folgten 1871 die Landvermesser Gilbert McMinn und William Mills, die damit beauftragt waren, zwischen Adelaide und Darwin eine geeignete Route für den Bau einer Telegraphenleitung zu finden. Die beiden entschieden sich für die Heavitree Gap, einen Felseinschnitt durch die Gebirgskette einige Kilometer südlich des heutigen Alice Springs, weil hier eine Quelle entdeckt wurde, eine Rarität in der trockenen Inlandssteppe. Die Landvermesser gaben der lebensspendenden Wasserquelle den Namen Alice Springs, zu Ehren der Frau des damaligen Verwaltungsdirektors der Telegraphengesellschaft, Charles Todd. Nach ihm ist der Todd-River benannt, an dem sich heute Alice Springs erstreckt. Mit der 1872 vollendeten Telegraphenleitung war die Verbindung zwischen Adelaide und Darwin sowie via Indonesien und Indien auch mit London hergestellt.

Heute gilt Alice Springs als idealer Ausgangspunkt für Erkundungen der MacDonnell Ranges und des 450 km südwestlich gelegenen Ayers Rock. Doch ist die Stadt auch ein Beispiel dafür, wie es die Australier verstehen, inmitten einer unbewohnbar scheinenden Natur aus sonnenverbranntem Oedland eine grüne Oase mit Bäumen und Gärten aufzubauen.

Uebrigens, der jüngste Sohn von Franz und Rosmarie, verdient als gelernter Automechaniker 450 Dollar in der Woche!!

Am Nachmittag sind wir dann nach Cairns weitergeflogen, wo wir Claudia und Kurt getroffen haben. Sie reisen der Küste entlang nach Sidney und haben auch in unserem Hotel ein Zimmer gebucht. Am Abend konnte ich mich überzeugen, dass Känguruhfleisch sehr gut ist. Hier ist es feuchtwarm. Nicht unbedingt meine Sache.

 

27. Dezember / Cairns

Den heutigen Tag haben wir ein wenig dazu genutzt, unsere Batterien aufzuladen. Wir haben versucht, bei einem Quantas-Büro Tickets für das Australien Open zu buchen. Ausverkauft!!! Auch unsere Hotelreception hat es versucht, vergeblich. Am 2. Januar werden weitere Tickets in den Verkauf kommen. Wir bleiben am Ball und hoffen, dass es beim zweiten Anlauf besser klappt. Den Frust haben wir im Casino wettgemacht. 30 Dollar plus standen diesmal auf unserem Black-Jack-Konto.

 

28. Dezember / Cairns – Sudbury Reef Lagoon

Mit Spannung haben wir die 4-tägige Kreuzfahrt entlang dem Great Barrier Riff erwartet. Die Corel Princess ist ein kleineres Boot, dafür lernt man Besatzung und Passagiere kennen und fühlt sich wie in einer grossen Familie. Einmal mehr, es ist einfach sensationell wir gastfreundlich und zuvorkommend die Australier sind. Beim Einchecken haben sie mich gefragt, in welchem Hotel wir in Townsville übernachten werden, damit sie uns gleich ein Taxi organisieren können. Bei anderen Gästen, die am Abend unseres Ankunftstages weiterfliegen, haben sie gesagt, sie können das Gepäck den Tag über auf dem Schiff lassen. Alles was man fragen will, ist bereits erledigt oder vorbereitet. Ich habe wegen Tickets fürs Tennisturnier nach Melbourne gemailt; prompt kam die Antwort, dass sie sich darum bemühen werden.

Am Nachmittag habe ich erstmals getaucht. Sensationell!!!!!! Bethli neigt eher zum Schnorcheln, klar dann muss sie für die Nacht nur einen Buchstaben ändern. Das Wetter lässt ein wenig zu wünschen übrig. Aber was solls, wir haben den Plausch.

 

29. Dezember / Sudbury Reef – Dunk Island

Bereits um 04.30 Uhr wurde der Anker hochgezogen (das hört man ziemlich gut) und wir sind zum Nathan Riff geschifft. Dort hat Bethli geschnorchelt und geschnorchelt und sich leider, trotz Sonnenschutz, einen Sonnenbrand geholt. Ich habe meinen zweiten Tauchgang gemacht, 22 Minuten, max. Tiefe 12 Meter.

Gegen Abend sind wir nach Dunky Island gefahren, wo wir den Regenwald besichtigt haben. Man ist hier wirklich mitten im Urwald; die Bepflanzung, die Vogelstimmen sind schon eindrücklich. Auf der Rückfahrt ist dann direkt neben unserem Boot ein Hammerhai aufgetaucht. Zum Glück waren wir im Boot und nicht am Schnorcheln oder Tauchen. Hammerhaie seien nicht gefährlich, trotzdem. Wir hören sehr viel interessantes über das Great Barrier Riff uns seine Lebewesen. Wir verstehen zwar nicht alles, aber einiges bleibt schon hängen.

An unserem Tisch bin ich die Sensation. Leider nicht wegen mir, sondern wegen meiner Digitalkamera. Es hat halt keine jungen Frauen dabei.

 

30. Dezember / Dunk Island – Pelorus Island – Herald Island

Heute nehmen wir Kurs auf Pelorus Island. Diese Insel ist nur für Gäste der Coral Pricess zugänglich. Für das Barbecue ist der Captain verwantwortlich. Es zeigt sich, dass er nicht nur ein guter Navigator ist, auch als Koch macht er eine gute Falle. Anschliessend kann ich bei einem halbstündigen Tauchgang nochmals die wunderbare Natur unter Wasser bestaunen. Beim Fishfeeding ist man von Hunderten von Fischen umringt, sodass man die Hand nicht mehr vor dem Auge sieht.

Am Abend sind dann bereits die Lichter von Townsville in Sicht. Unsere Kreuzfahrt wird also bald zu Ende gehen.

 

31. Dezember / Herald Island – Townsville

Wir haben den Jahreswechsel bereits hinter uns. In Townsville ist zurzeit tote Hose, also haben wir das neue Jahr im Casino eingeläutet. Es hat gut begonnen. Um 40 Dollar am Black-Jack-Tisch los zu werden, habe ich keine 5 Minuten benötigt. Wenn ich gewollt hätte, wäre es sogar noch schneller möglich gewesen!!! Trotzdem, allen es guets Neus.

Am Morgen sind wir entlang Magnetic Island nach Townsville geschifft. Es hiess Abschied nehmen von der Crew, die uns in jeder Beziehung verwöhnt hat. Wie gut die Besatzung zusammen gearbeitet hat, sieht man daran, dass sich sogar der Captain nicht zuschade war, beim Gepäckausladen mitzuhelfen. Verschiedene Passagiere, die wir in diesen 4 Tagen kennen gelernt haben, hoffen wir irgendeinmal wieder zu sehen. So etwa Danny und Dalia, die in Nottingham ein Geschäft für Entkalkungsanlagen haben und deren Schweizer Vertretung sich in Stetten befindet, nur etwa 500 Meter von meinem Arbeitsort entfernt.

 

1. Januar 2001 / Townsville – Sydney

Nach einem langweiligen Silvesterabend, den wir wahrscheinlich besser in Sidney verbracht hätten, sind wir heute morgen weitergeflogen. Mit uns im Flugzeug war eine Basketballmannschaft. Neben den 2,10 Meter grossen Riesen sieht man echt klein aus. Beim Zwischenstopp in Brisbane haben wir gesehen, dass bereits um 13.10 Uhr ein Flieger nach Sydney geht. Wir hatten den Flug 2 Stunden später vorgesehen. Jetzt noch schnell umbuchen, null Problemo. Innert 10 Minuten war alles erledigt, ohne Murren.

Von Sydney haben wir schon so viel Positives gehört und dementsprechend waren unsere Erwartungen hoch. Und wir wurden nicht enttäuscht. Wir durften schon viele Weltstädte besuchen, Sydney ist ganz oben einzustufen. Als uns der Shuttle zum Hotel Holiday Inn brachte, haben wir zuerst gedacht, das Zuckerpapier habe abgeschlagen. Aber hinter der alten Backsteinmauer verbergen sich sehr schöne Hotelräume. Wir sind im 7. Stock. Ein Stock höher befinden sich auf der Dachterrasse Swimming-Pool, Whirlpool und Sauna. Die Sydney-Opera und die Harbour-Bridge sind nur einen Steinwurf entfernt.

Der Staat Australien feiert sein hundertjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat am Nachmittag eine Geburtstagsparade stattgefunden. Die ganze Stadt ist ein Festzelt. Was hier abgeht, ist einfach megageil.

Wir freuen uns auf die nächsten Tage in Sydney. Uebrigens, wir mussten die Uhr nochmals eine Stunde vorstellen. Die Zeitdifferenz beträgt jetzt 10 Stunden. Wir fragen uns, ob ihr uns je wieder einholen werdet.

 

2. Januar / Sydney

Ein super Tag. Zuerst hat uns der Concierge Tickets für das Australian Open besorgt, dann haben wir für Donnerstag Nachmittag den Climb auf die Harbour-Bridge gebucht. Unser Portemonnaie hat das um rund 500 Dollars erleichtert. Aber, fast nicht zu glauben, die Tickets für 5 Tage Tennis kosten gleichviel, wie das Besteigen der imposanten Stahlbrücke. 118 Dollar pro Person und trotzdem muss man rund drei Tage im voraus buchen.

Eine Hafenrundfahrt bei schönstem Sommerwetter hat uns Sydney von der besten Seite gezeigt. Danach ein wenig Shopping, im Zentrum hat es hunderte von Läden, und zum Abschluss der Besuch des AMP-Towers. Der 1972 gebaute, 305 Meter hohe Turm, hat in 250 Metern Höhe eine Aussichtsplattform, von der man eine sensationelle Rundsicht hat.

Sydney ist great, hat aber wie alle Millionenstädte seine Schattenseiten. Hektik, vorbei ist es mit dem gemütlichen Essen. Vieles ist auf die Touristen ausgerichtet. Auch die Taxifahrer pflegen keine grosse Konversation und wechseln die Fahrspur nach Belieben oder immer dann, wenn sie denken, dass sie auf der anderen Spur schneller vorwärts kommen.

3. Januar / Sydney

Wieder ein Super-Tag. Wir haben zuerst mit einem Bus eine Stadtrundfahrt gemacht. Der Bus hat an verschiedenen interessanten Punkten angehalten. Dort konnte man aussteigen und mit einem nächsten Bus weiterfahren. Erster Fotohalt war für uns beim Botanischen Garten, wo man eine schöne Sicht auf Sydney und die Opera hat. Es wird immer schwieriger, Bethli für eine Aufnahme zu gewinnen. Ab und zu gelingt es mir wieder. Sie schafft es ja auch immer wieder, mich in einen Komplex mit lauter Boutiquen zu lotsen. Zweiter Halt war bei Darling Harbour. Hier ist immer etwas los. Am späteren Nachmittag sind wir dann zum Bondi-Beach gefahren, obwohl uns ein Bekannter von der Kreuzfahrt davon abgeraten hat. “Its only a beach” hat er gesagt. Und er hat recht gehabt, its only a beach.

Am Abend haben wir dann in Darling Harbour eine Lasershow gesehen. Nachts um 10 Uhr war es noch rund 25° warm und es ist noch allerhand los gewesen. Auch Amelie Mauresmo ist an uns vorbei geschlendert. Zum Abschluss dieses Tages sind wir noch zur Opera spaziert und haben die nächtliche Skyline bewundert. New York, ich glaube du bist bei meinen Lieblingsstädten nicht mehr unumstritten die Nummer 1.

 

4. Januar / Sydney

Letzter Tag in Sydney. Für 13.05 Uhr haben wir den Bridge-Climb gebucht. Zuerst statten wir jedoch noch dem Hyde-Park einen Besuch ab. Er ist viel kleiner als sein Namensvetter in London. Dann geht’s zur Harbour-Bridge. Wir wollen pünktlich dort sein, sonst verfällt das Ticket. Mann, ist das ein Geschäft. Alle 10 Minuten wird eine 12er-Gruppe eingekleidet und instruiert. Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich blasen. Der Alkoholtest vor dem Abenteuer ist obligatorisch. Die Sicherheitsvorkehrungen sind bestimmt grösser als diejenigen vor dem Besteigen des Matterhorns. Persönliche Gegenstände, wie Uhr, Handy, Halsketteli usw. dürfen nicht mitgenommen werden. Nachdem man den Overall angezogen hat, wird man wie auf dem Flughafen mit einem Metalldetektor abgetastet. Dann endlich geht’s los. Doch halt, zuerst werden noch eine Trainingstreppe zurückgelegt und Kopfhörer gefasst. Die Harbour-Bridge ist 150 Meter hoch und die Aussicht ist einfach fantastisch. Und es ist wirklich kribbelnd, wenn man aus dieser Höhe auf die sechsspurige Autobahn runterschaut. Das wäre garantiert nichts für Kollege Franz aus Wohlen.

3 Stunden dauert das ganze Abenteuer, Zeit genug für mich, um eine kleine Kopfrechnung zu machen. 1000 Personen pro Tag à 118 Dollar, dazu Fotos für durchschnittlich 32 Dollar, ergibt 54’750’000 Dollar pro Jahr. Not bad. Trotzdem, es hat sich gelohnt.

 

5. Januar / Melbourne – Ballarat

Nach einer (für australische Verhältnisse) kurzen Fahrt haben wir Ballarat erreicht. Die Geschichte dieser Stadt hat vor 150 Jahren ihren Anfang genommen. Als im Juni 1851 James Edmonds auf die ersten Nuggets stiess, konnte er die Folgen seines Fundes nicht ahnen. Mehr als 100’000 Goldgräber strömten nach Ballarat. Goldgräbersiedlungen schossen wie Pilze aus dem Boden. So rasch es einsetzte, so schnell flaute das Goldfieber auch wieder ab. Nach wenigen Jahren schon waren die leicht abzubauenden Vorkommen erschöpft. Nun mussten Schächte durch die harten Gesteinslagen zu den tiefliegenden Adern getrieben werden, was sich nur noch finanzstarke Gesellschaften leisten konnten.

Sovereign Hill ist die originalgetreue Rekonstruktion der Goldgräberstadt der Jahre 1851 bis 1861. Hier konnten wir uns überzeugen, dass das Goldschürfen alles andere als ein Schleck war. Am Abend haben wir noch eine Licht- und Tonaufführung im Freien gesehen, die den Aufstand der Goldgräber gegen die unmenschliche Behandlung durch die Regierung zum Inhalt hat. Höhepunkt des Tages war aber sicher der Moment, wo wir selber tonnenweise Gold aus dem Bach waschen durften.

Ich glaube, Franz hat uns nicht zuviel versprochen. Unser “Tourguide” Roger ist ein Kenner dieser Region und weiss uns sehr viel zu berichten. Uns, das heisst auch Margrit und Hanspeter, ein Ehepaar aus Döttingen. Roger stammt aus Zofingen. Wir können somit getrost Aargauer Dialekt sprechen.

Das Wetter hat uns ein wenig im Stich gelassen. Gestern war es noch über 30° warm, heute hat es den ganzen Tag aus dem Nebel leicht geregnet. Am Abend war es sogar bitterkalt. Aber das ist noch gar nichts. Roger hat uns erzählt, dass es am 24.12.96 35° grad warm war, einen Tag später hat es geschneit und am Stephanstag hat das Thermometer wieder 30° erreicht.

 

6. Januar / Ballarat – Apollo Bay

Nach einem feinen Zmorge sind wir zur heutigen Tagesetappe gestartet. Das Wetter spielt immer noch nicht mit. Es ist kalt und wir müssen unsere Pullover anziehen. Auf einem kleinen Hügel in der Nähe von Ballarat entdecken wir 2 Koalas. Im nasskalten Nebel lassen sie sich jedoch nicht dazu ermuntern, sich so zu positionieren, dass man sie fotografieren kann. Dafür haben wir auf einem Golfplatz in der Nähe von Ballarat mehr Glück. Känguruhs lassen sich durch die vielen Golfer nicht stören und ruhen sich gleich neben dem Abschlag aus. Auch beim Mittagessen haben wir Glück. Königspapageien und Kakadus sind unsere Gäste.

Ueber die Great Ocean Road kommen wir nach Apollo Bay, wo uns Roger zu einem Aussichtspunkt führt. Dort treffen wir Katrin und Jürg an, die hier in den Ferien sind und den Gleitschirm dabei haben. Jürg ist sofort bereit, mir den Gleitschirm zu überlassen und so komme ich sogar noch zu einem kurzen Flug. Besten Dank.

Nach einem Spaziergang im Regenwald kommen wir ins Aire Vallye, wo wir in einem idyllisch gelegenen Bed and Breakfast zu Gast sind und den schönen Tag mit einem sensationell guten Znacht abschliessen.

 

7. Januar / Apollo Bay – Halls Gap

Unser Gastgeber erwähnt, dass er seit vorgestern wisse, wer Präsident der USA geworden ist. Für mich ist somir klar, dass ich ihn nicht fragen muss, ob er Internet-Anschluss hat und ob die Schweiz den Hopman-Cup gewonnen habe. Somit wird meine Berichterstattung eine kleine Zeitverzögerung erhalten.

Nach dem feinen Zmorge fahren wir entlang der malerischen Great Ocean Road zu den 12 Aposteln, die sich in der Nähe von Port Campbell aus dem Meer erheben. Weitere Zeugen von der Veränderung der Erde über Millionen von Jahren sind Loch Ard Gorge und The London Bridge.

Am späteren Nachmittag sind wir dann nach Halls Gap gekommen. Halls Cap liegt mitten in den Grampians. Hier verbringen zurzeit viele Australier ihre Sommerferien.

 

8. Januar / Grampians National Park

Nach dem Frühstück geht’s auf Schusters Rappen durch den Gran Canyon zu den Pinacles. Die 2 ½-stündige Wanderung ist recht anspruchsvoll. Vor allem spürt man bereits die Hitze, die uns heute nach drei kalten Tagen erwartet. Am Nachmittag erfolgt eine weitere Wanderung zu den Balconies und zu den Mackenzie-Wasserfällen.

Ich habe mich hier mit Hanspeter “Mück” Müller verabredet, der vor 21 Jahren nach Australien ausgewandert ist und hier mit seinen Söhnen in den Ferien ist. Doch weder er noch ist wussten vor der Abreise, wo wir schlafen werden. Und zu meinem Schrecken habe ich hier im Dorf für mein Handy kein Netz. Ich befürchte, dass wir uns verpassen werden. Doch dann taucht er plötzlich in meinem Hotel aus (E-Mail und Internet-Café sei Dank). Beim anschliessenden Nachtessen erzählt uns Mück, der zurzeit in Sydney wohnt und als Lehrer tätig ist, von seinen Erlebnissen in Australien. Natürlich kommen wir nicht umhin, auch ein wenig von unserer gemeinsamen Jungwachtzeit in Bremgarten zu berichten. Dies scheint so interessant zu sein, dass beim abschliessenden Schlummertrunk auf der Veranda des Hotels mehrere Oppossums und Hirsche zu den Zuhörern gehören.

 

9. Januar / Grampians National Park – Beach Port

Auch heute stimmt das Wetter wieder. So können wir einen Teil unserer heutigen Tagesetappe mit dem Boot zurücklegen. Beim Picknick am Glenelg-Fluus wird auch klar, warum Margrit und Roger während des ersten Kaffeehaltes plötzlich noch wichtige Kommissionen machen mussten. Hanspeter hat heute Geburtstag und da darf natürlich der Champagner und eine Geburtstagstorte nicht fehlen!

Am Nachmittag gelangen wir zum Lake blue, einem Kratersee, der seinen Namen nicht zu Unrecht hat. Vor dem Nachtessen in Beach-Port fährt Roger mit uns in den Sanddünen noch ein wenig Achterbahn.

 

10. Januar / Beach Port – Adelaide

Heute ist der letzte Tag unserer Tour entlang der Great Ocean Road. Wir besichtigen zuerst einen Entwässerungskanal, den ein Ire in den 50er-Jahren alleine gebuddelt hat. Der Kanal ist 1 Kilometer lang und teilweise 27 Meter tief. 276’000 m3 Erde hat er entfernt. So konnte er ein grosses Landstück trockenlegen und fruchtbar machen.

Im Coorong National Park sehen wir eine Insel, auf der tausende von Pelikanen zu Hause sind.

Der Abschluss bildet dann der Besuch eines riesigen Weingutes. Natürlich dürfen wir uns auch von der Qualität des australischen Weines überzeugen. (Dies haben wir ja bereits öfters gemacht. Ein guter australischer Wein kostet im Restaurant rund 25 Franken.)

Uebrigens, heute war es 37° warm und auch um 9 Uhr abends zeigte das Thermometer noch 30° an. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind sehr gut.

 

11. Januar / Adelaide

Zuerst muss ich meinen gestrigen Bericht noch korrigieren. Gemäss Zeitungsartikeln war die gestrige Höchsttemperatur 41° und nicht bloss lächerliche 37°. Hier im Hotel habe ich endlich wieder Internet-Verbindung, sodass ich mein Tagebuch auf Vordermann bringen kann.

Sonst ist heute nichts Weltbewegendes passiert. Wir haben eine Stadtrundfahrt unternommen und sind anschliessend mit einem nostalgischen Tram nach Glenelg gefahren, wo wir bei einem Italiener sehr gut gegessen haben. Pro Person haben wir 45 Franken abgeladen. Sehr billig, wenn man bedenkt, dass wir zum Essen noch zwei 7dl Rotwein getrunken haben. Mein Menu: Schinken und Melone als Vorspeise, Pfeffersteak als Hauptspeise.

 

13. Januar / Adelaide – Melbourne

Wir haben unseren Flug umgebucht und sind bereits um 07.15 Ihr nach Melbourne geflogen. Und es hat sich gelohnt. Wir haben bereits sehr viel vom schönen, warmen Melbourne gesehen. Ich habe keine Ahnung, wie heiss es heute war; vielleicht 35°. Morgen wird mit Temperaturen von 43° der heisseste Tag seit 37 Jahren erwartet. Warten wirs ab.

Heute war ein wenig Sightseeing und Shopping angesagt. Um 14 Uhr ist Pete Sampras beim Nike-Shop für ein Interview vorbeigekommen. Anschliessend sind wir zum Melbourne-Park gezogen, wo wir Sergi Brugera, Andrew Medwedev, Murat Safin und vielen mehr beim Training zugeschaut haben. Mit Jakob Hlasek haben wir ein paar Worte gewechselt. Es ist ganz schön aufregend. Und wenn es schon im Training oder bei den Qualifikationsspielen so zu und her geht, wie wird es erst nächste Woche sein. Warten wir auch das ab.

 

14. Januar / Melbourne

Nach einem kleinen Morgenjogging sind wir nochmals auf Shopping-Tour gegangen. Gott sei Dank ist die prognostizierte Rekordwärme ausgeblieben. Der Himmel war praktisch den ganzen Tag über bedeckt. Es ist trotzdem warm genug gewesen.

Am Abend sind meine Aktien bei Bethli wieder gestiegen, nachdem sie gesehen hat, wie ein Asiate (von denen es sehr viele hier in Melbourne hat) im Casino innerhalb von 5 Minuten 7’500 Dollars verspielt.

Morgen geht nun das Australian Open los. Wir werden wahrscheinlich die Spiele mit Schweizer Beteiligung besuchen. Martina Hingis und Roger Federer müssen erst am Dienstag in die Hosen, bzw. in den Rock.

 

15. Januar / Australian Open Melbourne

Mann-o-Mann war das ein Tag. Zuerst zum Wetter. Hanspeter “Mück” Müller hat uns gesagt, dass in Melbourne alle 4 Jahreszeiten an einem Tag vorkommen können. Ich glaube, heute war so ein Tag. Beim Morgenjogging war es drückend warm, danach war ich froh, den Pullover bei mir zu haben. Zwei Stunden später habe ich mir trotz Sonnenschutz rote Oberschenkel geholt und am Abend habe ich, auf gut deutsch gesagt, an den Ranzen gefroren. Dies obwohl er in den letzten Wochen wieder Fett angesetzt hat.

Beim Tennisturnier haben wir uns alles reingezogen, was nur irgendwie möglich war. Von Kournikowa bis Sampras. Wenn immer möglich haben wir die Spiele mit Schweizer Beteiligung geschaut (Es wird gleichzeitig auf 16 Plätzen gespielt). Heuberger, Kratochvil und Cagliardi haben gewonnen, Bastl hat verloren. Die Stimmung ist enthusiastisch, unsere Plätze sind vom besten. Wir freuen uns schon auf die Auftritte von Hingis 9, Federer, Schnyder und Rosset.

 

16. Januar / Australian Open Melbourne

Am zweiten Tag geht alles ein bisschen einfacher. Wir wissen jetzt, wie lange es vom Hotel ins Stadion dauert (5 Minuten zu Fuss und dann in 15 Minuten mit dem Tram direkt zum Eingang). Die Fahrt ist gratis. Es hat sehr viele jugendliche Zuschauer, denn das Australian Open ist nicht ein Anlass für Betuchte, die 120 und mehr Franken pro Tag hinblättern können. Der Groundpass, mit dem man freien Zutritt zu allen Courts mit Ausnahme der Rod Laver-Arena hat, kostet 21 Franken!!!!! Will man auch die Spiele auf dem Center-Court verfolgen kommen noch 7 Franken dazu.

Wir konzentrieren uns auf die Spiele mit Schweizer Beteiligung. Rosset spielt sehr stark und setzt sich in 3 Sätzen durch. Roger Federer schlägt Arnaud die Pasquale, gegen den er noch vor ein paar Monaten im Kampf um die Broncemedaille verloren hat. Für Martina Hingis ist der erste Auftritt in Melbourne ein Trainingsspielchen. Und da war, mit Betonung auf war, noch Patty Schnyder. Bei ihr stimmt einiges im Kopf nicht.

Am Abend hat sich “Common”-Hewitt gegen Jonas Björkman durchgesetzt. Seine Emotionen richteten sich vor allem gegen die absolut fairen schwedischen Fans, die mächtig Stimmung gemacht haben. Für Hewitt, so gut sein Tennis auch ist, habe und werde ich wahrscheinlich nie Sympathien empfinden.

 

17. Januar / Australian Open Melbourne

Eigentlich wollte ich heute nur wenige Fotos schiessen, dann sind mir aber so viele Opfer massgeschneidert vor das Objektiv gekommen, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. Auch Sergei Bubka gehört zu den prominenten Opfern. Es ist bei der Night Session, in der André Agassi seinen Gegner vernascht hat, nur drei 3 Reihen vor uns gesessen und hat sich gefreut, dass ich ihn erkannt habe. Anna Kournikova ist nach ihrem Spiel auch noch schnell ins Stadion gekommen. Auf mein Rufen hat sie kurz reagiert, dann aber schnell wieder weggeschaut; wahrscheinlich hat sie einen jüngeren erwartet. So ist es halt nicht zu einem weiteren Schnappschuss gekommen.

Aus Schweizer Sicht war sicher der Sieg von Emmanuelle Gagliardi gegen Conchita Martinez das Higlight des heutigen Tages. Beim Stande von 6:6 im dritten und Matchball gegen Emmanuelle hätten wir keinen Cent mehr auf sie gewettet.19. Januar / Australian Open Melbourne

Ich sitze hier im Hotel und hacke die letzten Zeilen unseres Tagebuches ins Notebook. Das Tagebuch und die vielen Fotos sollen uns auch später an diese wunderschönen Ferien erinnern.

Morgen geht es über Kuala Lumpur wieder zurück in die kalte Schweiz. Der Temperaturschock wird gross sein, hatten wir doch in den letzten beiden Tagen Sommerwetter vom feinsten. David Prinosil musste wegen eines Hitzestaus im 2. Satz gegen Agassi aufgeben, nachdem er ihn im ersten Satz stark gefordert hat. Wir haben uns wenn immer möglich am Schatten aufgehalten und auch genügend Flüssigkeit zu uns genommen.